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Schatten über der Verschwisterung?

Ein offizielles Treffen in Couhé soll im September erfolgen. Freunde aus Swaffham werden wohl nicht mehr dabei sein, es sei denn, sie würden aus einer Privatinitiative beschließen, dabei zu sein.

Die Niederelbe-Zeitung von Sonnabend, 8. Juni 2024 veröffentlichte im Hinblick auf das Treffen den folgenden Artikel:


Wenn Freundschaften zerbrechen …

Oste-Stadt kämpft um Beziehung zu Couhé (Frankreich)/ Zu Swaffham gibt es keinen Kontakt mehr

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Vor acht Jahren waren junge Franzosen in Hemmoor zu Gast. Solche Besuche und Gegenbesuche gab es seitdem immer wieder. Doch wie kann man Begegnungen zwischen der Bevölkerung in Hemmoor und Couhé auch noch in den kommenden Jahren als Bestandteil der deutsch-französi­schen Freundschaft gestalten? Foto CNV-Archiv

VON EGBERT SCHRÖDER

Hemmoor. Auch langjährige Freundschaften gehen manch­mal in die Brüche. So sieht zurzeit ebenfalls in den Bezie­hungen zwischen Hemmoor und Swaffham (Großbritan­nien) insbesondere nach dem Brexit aus. Umso sehr möch­ten die Hemmoorer die Kon­takte mit Couhé (Frankreich) pflegen und möglichst aus­bauen. In diesem Fall existie­ren noch viele private und offi­zielle Verbindungen. Und die sollen bei einem Treffen im September in Frankreich in­tensiviert werden.

Am Sonntag ist Europawahl. Grund genug, um auch den Blick auf zum Teil jahrzehntelange Partnerschaften zwischen Kom­munen in unterschiedlichen Ländern zu werfen. Dazu zählt zweifelsohne auch die Verbin­dung zwischen Hemmoor und Couhé, die seit 1967 besteht. Eine Delegation aus Hemmoor (da­mals noch Warstade) war nach Frankreich gereist, um die Mög­lichkeiten einer Partner­schaft auszuloten. Es folgte ein Gegenbesuch. um sich gegenseitig besser kennenzulernen. Und tatsächlich kam man sich näher und beschloss, die Kontakte auf- und auszubauen.

Partnerschaft war dünnes Eis

Es war ein dünnes Eis, das beide Seiten betraten, denn rund zwei Jahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg herrschte – so Zeitzeugen – eine „anfängliche Zurückhaltung“ bei der Aufnahme offizieller partnerschaftlicher Verbindungen. Doch das Projekt, das auch einen Teil zur Aussöhnung zwischen Franzosen und Deutschen bedeutete, gelang. Und nicht nur das. Couhé hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine Partnerschaft mit dem englischen Swaffham. Bereits im Juni 1968 wurde eine sogenannte Ringpartnerschaft zwischen Warstade, Couhé und Swaffham besiegelt und eine „Verschwisterungsurkunde“ unterzeichnet.

Es gab seitdem viele Kontakte auf unterschiedlichen Ebenen. Die Palette reichte vom Schüleraustausch über sportliche Begegnungen und offizielle Treffen großer Gruppen, um den Partnerschaftsgedanken zu unterstützen, aber natürlich auch, um die kulturelle Vielfalt in den drei Ländern kennenzulernen.

Doch die Dynamik der ersten Jahre und Jahrzehnte ist inzwischen in vielen Bereichen nicht mehr vorhanden. Gerade für jüngere Menschen sind der Reiz und das Abenteuer, auf diese Weise ein anderes Land zu besuchen und in Familien mehrere Tage lang leben zu können, verflogen. Was früher noch ein Luxus war, ist heute im vereinten Europa vielfach eine Selbstverständlichkeit: Man setzt sich ins Flugzeug oder ins Auto, bucht ein Hotel und verbringt seine freien Tage im europäischen Ausland – ohne Grenzkontrollen und das lästige Umrechnen zwischen den Währungen. Es gibt ja schließlich den Euro …

Die alten Städtepartnerschaften verblassen – auch in Hemmoor. Natürlich gibt es noch viele Verbindungen. Das beste Beispiel ist die Unternehmergemeinschaft Hemmoor, die Messen in Couhé besucht und im Gegenzug ihre französischen Freunde bei Ausstellungen an der Oste begrüßt. Und auch Kontakte auf schulischer Ebene bestehen weiterhin.

Absolute Funkstille herrscht aber zwischen Hemmoor und Swaffham. Das bestätigt auch die Hemmoorer Bürgermeisterin und Vorsitzende des „Verschwisterungsklubs“, Sabine Wist. ,,Der Klub in Swaffham hat sich 2023 aufgelöst“, sagt sie. Aktivitäten habe es schon lange Zeit nicht mehr gegeben, Die in den 60er-Jahren besiegelte „Ringpartnerschaft“ existiert nur noch auf dem Papier.

Treffen in Couhé im September

Doch bei Couhé sehe es anders aus. Dort soll das offizielle Partnerschaftstreffen am 28. und 29. September stattfinden. ,,Die Gastfreundschaft auf französischer Seite ist groß, sodass für rund 60 Personen die Möglichkeit besteht, am Partnerschaftstreffen teilzunehmen. Die Delegation aus der Stadt Hemmoor soll möglichst aus Bürgerinnen und Bürgern, Vertretern der Vereine, Mitgliedern des Verschwisterungsklubs, Ratsmitgliedern und Vertretern aus der Verwaltung bestehen. „Die Reisenden werden in Gastfamilien untergebracht“, heißt es bei der Stadt. Über die konkrete Reiseplanung wird die NEZ noch berichten.

Es ist der Versuch, auf lokaler Ebene die deutsch-französische Freundschaft zu festigen. Dass dies ein ehrgeiziges Projekt ist, zeigt sich aber auch in vielen anderen Kommunen des Cuxlandes.