Geschichte

Achtung: Die folgenden Beiträge sind rückwärts chronologisch geordnet. so dass die aktuellen Ereignisse jeweils oben auf der Seite zu finden sind!

Entstehung der Verschwisterung

Zu einem Überblick der Entstehungsgeschichte der Verschwisterung zwischen Couhé/Frankreich, Swaffham/England und Hemmoor/Deutschland ist nachstehend ein Artikel widergegeben, der anlässlich des 20jährigen Bestehens der Gemeinde (später Stadt) Hemmoor geschrieben wurde. Der Text stammt aus der Feder des damaligen Vorsitzenden des Verschwisterungsklubs, Albert Pilgrim und des damaligen stellvertretenden Stadtdirektors Ronny Rode. Er ist gleichzeitig eine schöne Zusammenfassung der Ereignisse von der Gründung an.

Die Widergabe enthält nur geringfügige redaktionelle Änderungen und wurde an das Format der Web-Seite angepasst.

Leider liegen keine guten Bilder zu dem Artikel vor. Aus historischen Gründen, wurden die SW-Aufnahmen allerdings im Text belassen. Bitte entschuldigen Sie die Qualität.


20 Jahre Partnerschaft mit Couhé / Frankreich und Swaffham/England

Der Gedanke einer Partnerschaft wird geboren

Eine Auswirkung des im Jahre 1963 beschlossenen und inzwischen als historisch anerkannten deutsch-französischen Freundschafts-Vertrages war der verstärkte Wunsch, sowohl in Frankreich als euch in Deutschland eimen Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft durch die Schließung von Partnerschaften zwischen französischen und deutschen Gemeinden zu leisten.

Dieser Partnerschaftsgedanke wurde bereits Mitte der 60er Jahre vom damaligen Bürgermeister der Gemeinde Warstade und Landtagsabgeordneten Helmut Grube aufgegriffen. Ausgehend von dem Gedanken, dass die Überwindung von Feindschaft und Misstrauen hin zu Freundschaft und Vertrauen nur über gegenseitiges Verstehen und Kennenlernen langfristig möglich sein wird, wurde der vom Bürgermeister Helmut Grube MdL initiierte Gedanke der Schließung einer Partnerschaft mit einer Warstade vergleichbaren Gemeinde in Frankreich vom Warstader Rat positiv aufgegriffen.

So kam es, dass bereits im April 1967 eine Warstader Abordnung nach Couhé reiste, um die Möglichkeit der Schließung einer Partnerschaft zu erkunden.

Die Entstehung der Partnerschaft mit Couhé

Im April 1967 fuhr eine kleine Abordnung aus Warstade nach Couhé um festzustellen, ob sich dieser Ort insbesondere von seiner Struktur her für eine Partnerschaft mit Warstade eignen würde.
Schon die Zusammensetzung der unter Leitung von Bürgermeister Grube MdL stehenden Delegation mit den Schulleitern Ulken vom Gymnasium, Pilgrim von der Volksschule und Grundei als Leiter des Kreisjugendamtes verdeutlichte, dass ein Schwerpunkt einer künftigen Partnerschaft die Kontakte zwischen Jugendlichen bilden würden.

Der Empfang der Warstader Delegation in Couhé war sehr herzlich, wenngleich von beiden Seiten zunächst etwas Zurückhaltung geübt wurde. Dieses war auch verständlich, denn schließlich betrat man zum einen mit der Vorstellung der Schließung einer Partnerschaft Neuland und zum anderen müssen sich Freundschaften erst entwickeln.

Aber schon im Verlauf dieser ersten und entscheidenden Kontaktaufnahme wich auf beiden Seiten die Zurückhaltung der Überzeugung, dass zwischen Warstade und Couhé die Grundlage für eine dauerhafte partnerschaftliche und damit freundschaftliche Verbindung geschaffen werden könnte.

Im September des gleichen Jahres reiste unter Leitung der Bürgermeisterin Mademoiselle Fillon eine 10-köpfige Delegation aus Couhé zu einem Gegenbesuch nach Warstade, um – wie zuvor die Warstader Delegation in Couhé – die Eignung einer Partnerschaftsschließung zu erkunden. War die erste Begegnung der Delegation in Couhé noch von anfänglicher Zurückhaltung geprägt, so zeigte sich beim Gegenbesuch der Couhéer Delegation sehr schnell, dass man bereit und entschlossen war, mit Warstade eine Partnerschaft zu schließen.


Die Schließung der Partnerschaft mit Couhé

Mit 46 Personen fuhr Ende Oktober 1967 ein Reisebus in zweitägiger Fahrt, mit einer Zwischenübernachtung, von Warstade nach Couhé-Vérac. Außer dem Initiator der Verschwisterung, Bürgermeister und Landtagsabgeordneter Helmut Grube, und dem Gemeindedirektor Reimer, nahmen mehrere Ratsherren und Lehrer aus Warstade und auch schon der heutige Beigeordnete der Stadt Hemmoor, Klaus-Helmut Grube, damals noch Student, an der Fahrt teil. Hinzu kamen 24 Jugendliche der Mittelpunktschule und des Gymnasiums Warstade. Als Dolmetscher fuhr Herr Lektor Sautmann vom Gymnasium Warstade mit. (Um alle übrigen Kreisbewohner über diesem bedeutungsvollen Unternehmen zu unterrichten, war Fräulein Ahlborn als Berichterstatterin der Niederelbe-Zeitung dabei.

Am 29. Oktober 1967 war es soweit. In einem festlichen Rahmen unterzeichneten der Bürgermeister von Warstade Helmut Grube MdL (auf dem Foto links) und die Bürgermeisterin von Couhé Mademoiselle Fillon (auf dem Foto rechts) die Verschwisterungsurkunde.

Unterzeichnung Urkunde
Damit wurde der Grundstein für eine nunmehr über 20 Jahre währende Partnerschaft gelegt, die auch heute noch nichts von ihrer Dynamik verloren hat.

Die Entstehung der Partnerschaft mit Swaffham

In ihrer Ansprache zur Unterzeichnung der Verschwisterungsurkunde mit Warstade führte Couhés Bürgermeisterin Mademoiselle Fillon u. a. aus, dass man als einen Beitrag für die Aussöhnung zweier lange miteinander verfeindeter Völker die Schließung einer Partnerschaft vor 2 Monaten mit der englischen Stadt Swaffham vollzogen habe und nunmehr dieses auch mit Warstade erfolge.

Es entstand der Gedanke, ob nicht eine Partnerschaft zwischen den drei Gemeinden Couhé/Frankreich, Swaffham/England und Warstade geschlossen werden könnte. Wiederum war es der Warstader Bürgermeister Helmut Grube MdL, der hierzu die Initiative ergriff und die ersten Kontakte zu Swaffham einleitete. Die Idee einer Ringpartnerschaft fand nicht nur die Zustimmung des Warstader Rates, sondern auch das Interesse seitens der Städte Swaffham und Couhé.

Anfang 1968 reiste eine kleine Warstader Delegation unter Leitung des Warstader Bürgermeisters zu einer ersten Kontaktaufnahme nach Swaffham.

Die Warstader Delegation wurde u. a. vom Bürgermeister der Stadt Swaffham, Mr. Perkins begrüßt, der deutlich machte, dass der Rat Swaffhams eine Partnerschatt mit Warstade begrüßen würde. Nach Abschluss der ersten Kontaktaufnahme reiste die Warstader Delegation mit der Gewissheit zurück, dass die Schließung der Ringpartnerschaft nicht nur möglich, sondern nur noch eine Frage der Zeit sei.

Die Schließung der Partnerschaft mit Swaffham und Gründung der Ringpartnerschaft Couhé/Frankreich, Swaffham/England und Warstade fand am 5. Juni 1968 im Rahmen eines Festaktes statt. Mit den von den Bürgermeistern der nunmehr verschwisterten Städte Mademoiselle Fillon aus Couhé, Mr. Perkins aus Swaffham und Helmut Grube MdL aus Warstade unterzeichneten Verschwisterungsurkunde verpflichten sich die verschwisterten Städte

  • die ständigen Bande zwischen den Stadtverwaltungen unserer Städte zu bewahren, auf allen Gebieten den Austausch ihrer Einwohner zu unterstützen, um durch eine bessere gegenseitige Verständigung das wache Gefühl der europäischen Brüderlichkeit zu fördern,
  • unser Bestreben zu vereinigen, um mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zum Erfolg dieses notwendigen Werkes des Friedens und des Wohlstandes beizutragen zur europäischen Einheit.

Die Entwicklung der Partnerschaften

Von der Gründung der Partnerschaft vor 30 Jahren bis zum heutigen Tag hat sich der Partnerschaftsgedanke verfestigt und sich zu einer lebendigen Partnerschaft entwickelt.

Die in dieser Zeit stattgefundenen Austauschmaßnahmen, und hier besonders hervorzuheben der Jugendaustausch, haben einen wesenlichen Beitrag geleistet, sowohl zum Kennenlernen unterschiedlicher Kulturen, als euch insbesondere für das gegenseitige Verständnis und der Entstehung internationaler Freundschaften.

Einige Zahlen mögen diese Aussagen untermauern. So waren bis heute 15 Jugendgruppen aus Hemmoor mit 365 Teilnehmern in Coué und 22 Gruppen mit 540 Teilnehmern in Swaffham. In Hemmoor waren 13 Gruppen aus Couhé mit 357 Teilnehmern und 19 Gruppen aus Swaffham mit 409 Teilnehmern zu Gast. Da die Unterbringung der Gäste immer in Familien erfolgt, hatten über die Austauschmaßnahmen mindestens 3 bis 4 mal so viele Bewohner der Partnerstädte für jeweils durchschnittlich 10 Tage Kontakt untereinander.

Marktplatz in Swaffham
Marktplatz in Swaffham

Neben unterschiedlich zusammengesetzten Jugendgruppen treffen sich regelmäßig Schülerkapellen, Fußballmannschaften und Schülergruppen des Schulzentrums und der Hamond High School aus Swaffham.

Weitere Begegnung zwischen Vereinen und Organisationen werden angestrebt. Neben diesen Austauschmaßnahmen treffen sich die Vertreter der verschwisterten Städte alle 2 Jahre, um zum einen eine Bilanz der Partnerschaftsverbindungen zu ziehen und zum anderen, um weitere Impulse für die Partnerschaft zu geben, damit diese sich so wie in den vergangenen 20 Jahren weiter entwickelt.

Höhepunkte der Partnerschaft

Sieht man einmal davon ab, dass jede Austauschmaßnahme einen Höhepunkt im Partnerschaftswesen darstellt, so sind als besondere Höhepunkte die Verleihungen der Europafahnen des Europarates zu erwähnen.

Allen drei verschwisterten Städten wurde vom Europarat die Europafahne für die besonderen Verdienste um die Verständigung der Menschen und die Einigung Europas verliehen.

  • Im September 1971 erhielt Swaffham,
  • im Oktober 1978 Couhé und
  • am 4. September 1982 Hemmoor die Europafahne verliehen.
Europafahne
Übergabe der Europafahne durch die Europeabgeordnete van der Werf-Terpstra aus den Niederlanden an Bürgermeister Paul Neese, MdL (links) und Stadtdirektor Hugo Miklas (rechts)

Diese Würdigungen seitens des Europarates sowie die alle 2 Jahre stattfindenden offiziellen Partnerschaftstreffen finden stets unter großer Beteiligung der Bürger statt. So sei beispielsweise das offizielle Treffen 1985 in Hemmoor erwähnt, dessen Höhepunkt der Europaabend im völlig überfüllten „Dorfkrug“ im Stadtteil Westersode war.

Eine für den Fortbestand der Partnerschaft wichtige Entscheidung war, dass die Übernahme der Patenschaften mit Couhé und Swaffham und damit die Bestätigung der Ringpartnerschaft durch die im Jahre 1968 neu gebildete Gemeinde Hemmoor erfolgte. Damit wurde die von der ehemals selbständigen Gemeinde Warstade begonnene Partnerschaft fortgeführt und, wie man heute rückblickend feststellen kann, positiv weiterentwickelt.

Träger der Partnerschaft

Eine Partnerschaft zwischen verschiedenen Städten kann nur dann bestehen, wenn sie eine lebendige Partnerschaft ist, die stets weiterentwickelt und somit zum festen Bestandteil des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens einer Gemeinde wird.

Um diesem Grundsatz gerecht zu werden, kam man in den verschwisterten Gemeinden übereinstimmend zu dem Ergebnis, diese Aufgabe auf zwei Ebenen zu stellen; zum einen auf die Ebene der offiziellen Partnerschaftstreffen der Gemeinden und zum anderen auf die Stufe von Clubs zur Förderung der Partnerschaften.

So entstanden der „Club de Jumelage du Canton de Couhé“ in Coué, der „European Club“ in Swaffham und der „Verschwisterungsklub Hemmoor“. Gerade diese Verschwisterungsclubs sind zu Motoren der Partnerschaft geworden und ihre Mitglieder, insbesondere ihre Vorsitzenden, haben maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung der Partnerschaft in den vergangenen 20 Jahren.

Stellvertretend für alljene, die sich in Verschwisterungsclubs um die Partnerschaft verdient gemacht haben, seien vom Club de Jumelage Yvon Nicollaud, vom European Club Merle Body und vom Verschwisterungsclub Helmut Grube erwähnt. Sie haben die Pionierarbeit auf dem Gebiet der Partnerschaft geleistet, auf der heute ihre Nachfolger aufbauend weiterarbeiten können.

Mit Albert Pilgrim als Vorsitzenden steht dem Verschwisterungsclub Hemmoor noch ein Mann der ersten Stunde vor, dem für sein Engagement um die Partnerschaft auf Anregung des Bürgermeisters Paul Neese MdL vom Rat der Stadt Hemmoor im Oktober 1987 die Ehrennadel der Stadt Hemmoor verliehen wurde.

Der Zielsetzung der Entwicklung der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den verschwisterten Städten fühlen sich Rat und Verwaltung der Stadt Hemmoor und des Verschwisterungsclubs Hemmoor mit seinen immerhin rd. 70 Mitgliedern auch in Zukunft verpflichtet.

Damit ist eine wichtige Grundlage geschaffen, auf der die Partnerschaft weiter gedeihen und ausgebaut werden kann. Wichtigste Aufgabe wird es dabei immer mein, die Hemmoorer Bevölkerung für die Partnerschaft zu gewinnen, denn nur bei einer von der Bevölkerung getragenen Partnerschaft können die Bemühungen um Festigung und Ausbau dieser Beziehungen Erfolg haben.

Schlussbetrachtung

Lässt man 20 Jahre Partnerschaft Revue passieren, so wird man einmütig feststellen können, dass es gelungen ist, die Partnerschaft zwischen Couhé und Swaffham in der Bevölkerung nicht nur bewusst zu machen, sondern sie vor allem zu integrieren. Den Gründern dieser Partnerschaft, allen voran Bürgermeisterin Mademoiselle Fillon aus Couhé, Bürgermeister Perkins aus Swaffham und Bürgermeister Helmut Grube MdL haben die Bürger der verschwisterten Städte viel zu verdanken. Sie haben ein Werk der Versöhnung und des Friedens in ihrem Wirkungskreis geschaffen. Ihr Werk wurde und wird in ihrem Sinne fortgeführt und weiterentwickelt von den Bürgern dieser Städte.

Mit ihnen haben viele weitere engagierte Bürger dazu beigetragen, die Partnerschaft kontinuierlich zu entwickeln. Stellvertretend für viele seien hier einige Namen nur beispielhaft erwähnt:

Monsieur Senelier, jetziger Bürgermeister von Couhé und Monsieur Nicollaud, langjähriger Sekretär des Club de Jumelage, Merle Body, bis zu ihrem Tode 1987 Sekretärin des European Club Swaffham und Mr. Wilding, Präsident des European Club Swaffham sowie Herbert Müller, Ehrenbürgermeister von Hemmoor und Albert Pilgrim, Sekretär und späterer Vorsitzender des Verschwisterungsclubs Hemmoor.

Die Einbindung der Partnerschaften in das gesellschaftliche und kulturelle Leben der verschwisterten Städte ist dann ein Garant für die Weiterentwicklung der Partnerschaft, wenn sich weiterhin die Bürger der Städte engagiert für diese einsetzen und an ihr weiter arbeiten.

 Ende des Aufsatzes


Europafahne geht an Hemmoor

1982-09

Die Niederelbe-Zeitung brachte am 6.9.1982 einen zweiseitigen Artikel über dieses herausragende Ereignis. Er ist nachstehend widergegeben:

Partnerschaftsbemühungen von Hemmoor mit

der Ehrenfahne des Europarates anerkannt

Europarat-Abgeordnete Annemarie van der Werf-Terpstra übergab in einem Festakt diese hohe Auszeichnung

Hemmoor (ki). Keine vier Wochen vor der Verleihung der Stadtrechte stand die Gemeinde Hemmoor bereits am Sonnabend im besonderen Blickpunkt. Annähernd 600 Bürger und Ehrengäste hatten sich zu einem Festakt in der Schützenhalle in Basbeck eingefunden, um einem bisher einmaligen Ereignis im Landkreis Cuxhaven beizuwohnen: In Anerkennung der besonderen jahrelangen Bemühungen von Gemeinde und Verschwisterungsclub für die Verbreitung des Gedankens für ein geeintes Europa und eine bessere Völkerverständigung wurde ihr die Ehrenfahne des Europarates verliehen. Mit dieser hohen Auszeichnung, die durch die Abgeordnete des Europarates, Frau Annemarie van der Werf-Terpstra aus Ermelo/Niederlande, überbracht wurde, fand nunmehr auch durch den Europarat die Verschwisterung mit den Städten Couhé-Verac in Frankreich und Swaffham in England ihre sichtbare Anerkennung für den in diesen drei Partnergemeinden geleisteten Beitrag zu Erreichung besserer mitmenschlicher Beziehungen unter den Völkern. Damit gehört Hemmoor seit Sonnabend zu den wenigen Städten und Gemeinden in Niedersachsen, denen diese große Ehrung zuteil wurde.

In seiner Begrüßung der Abgeordneten des Europarates, des Deutschen Bundestages, des Niedersächsischen Landtages, der Vertreter des Landkreises, der Delegationen aus Couhé-Verac und Swaffham, der Vereine und Verbände und der vielen Bürger der Gemeinde sagte Bürgermeister Paul Neese (MdL), daß dieses Ereignis alle mit ein wenig Stolz erfülle und diese Auszeichnung es verdient habe, in diesem würdigen Rahmen gefeiert zu werden.

Vor der Verleihung der Ehrenfahne des Europarates durch die Abgeordnete Frau Annemarie van der Werf-Terpstra aus Ermelo/Niederlande betonte diese in ihrer Festansprache, die Politiker in Europa sollten sich stets bewußt sein, daß man keine Staaten, sondern Menschen miteinander vereinige. Regierungen und Parlamentarier seien jedoch nur schwer in der Lage, dieser Vereinigung Gestalt zu geben, wie sich in der EG zeige. Sie erinnerte daran, daß die schrecklichen Folgen des zweiten Weltkrieges auslösendes Moment für ein geeintes Europa waren. Gedanken von Frieden und Versöhnung führten zu dem Verlangen, einander die Hände zu reichen, das Miteinander zu verwirklichen. Sie erwärmten die Herzen und beflügelten den Geist zum Neubeginn. Frau van der Werf-Terpstra zählte die Namen einer Reihe von europäischen Politikern auf, die sich darum bemühten und diesen Traum zu verwirklichen suchten. Auf hiesiger Ebene sei einer davon auch Helmut Grube gewesen. Inzwischen gehören 21 europäische Länder dem Europarat an, zehn Mitgliedsstaaten bilden die Europäische Gemeinschaft.

Sie sei sehr erfreut, daß im Namen der Menschen Europas der Gemeinde Hemmoor die Ehrenfahne des Europarates verliehen werde. Die Bürger der Gemeinde hätten verstanden, daß Worte allein nicht genügen, sondern man die Hand nach dem anderen ausstrecken müsse, daß man andere Sprachen verstehen lernen und andere Gewohnheiten begreifen und den Menschen über Ländergrenzen hinweg akzeptieren und respektieren müsse. Die Tatsache sei für den Europarat ausschlaggebend gewesen, sie als Abgeordnete des Europarates nach Hemmoor zu entsenden, um dafür die besondere Anerkennung auszusprechen. Die Bürger hätten es hier verstanden, den europäischen Gedanken zu verbreiten und ihn lebendig zu halten. »Die Kleinen gehen hier den Großen voran«, sagte die Abgeordnete.

Hemmoor könne mit Stolz auf den zur guten Nachbarschaft geleisteten Beitrag zurückblicken, sagte Frau van der Werf-Terpstra, die sich von dem Weitblick der Gemeinde beeindruckt zeigte. Mit der Überreichung des Sternenbanners von Europa verbinde sie die Hoffnung, daß das Engagement um Freundschaft und Vertrauen, Frieden und Versöhnung weiter wachsen werde, daß diese Fahne ein Meilenstein auf dem beschwerlichen Weg zu Frieden und Freiheit sei. Den drei Bürgermeistern der Partnergemeinden überreichte die Abgeordnete Ehrennadeln.

Im Namen der Abordnungen aus den Verschwisterungsstädten Couhé-Verac und Swaffham dankten in ihren Grußworten die Bürgermeister Roger Senelier und Terence Wilding für den herzlichen Empfang in ihrer Partnergemeinde. Die verliehene hohe Auszeichnung sei das Ergebnis der hingebungsvollen Arbeit von Männern und Frauen aus allen Schichten, die den festen Willen haben, mit allen Anstrengungen an der Annäherung der Völker zu arbeiten. Die Bürgermeister sprachen den Wunsch aus, daß das Werk weiter fortschreiten und die Verbindungen noch stärker werden mögen.

Die Glückwünsche des Niedersächsischen Landtages zu dieser ehrenvollen Auszeichnung überbrachte Landtagsvizepräsident Bernhard Kreibohm. Politik sei gerade in unserer Zeit eine viel zu ernste Sache, um sie nur den Politikern zu überlassen. Durch die Arbeit mit den Partnergemeinden habe Hemmoor ein Beispiel dafür gegeben, wie die Bürger von sich aus einen Beitrag leisten können.

Verstehen, Verständnis und Verständigung seien wichtige Schritte auf dem beschwerlichen Weg zu einem Leben miteinander in Frieden und Freiheit. Aus dem Verständnis füreinander wachse die Brücke zur Verständigung unter den Völkern, die über Europa hinaus für die Bewahrung des Friedens oder zu dessen Rückgewinnung in Teilen der Welt wichtig sei. Die kleinen Schritte hier und anderswo seien auf Dauer wichtiger als spektakuläre politische Ereignisse. Hemmoor habe seinen besonderen Beitrag für den Europagedanken geleistet, und darauf könne man stolz sein, sagte der Landtagsvizepräsident.

Die Glückwünsche des Kreistages und der Verwaltung überbrachte Landrat Martin Steffens, der betonte, daß er aus eigenem Erleben wisse, daß sich die Gemeinde Hemmoor seit langem bemühe, den Europagedanken zu hegen und zu pflegen. Hinter diesem Gedankengut stünden nicht nur die Politiker, sondern die Bürger dieser Gemeinde.

Hemmoor im Landkreis Bastion für Europa

Hier sei es gelungen, daß der Funke von Mensch zu Mensch über Ländergrenzen hinweg übersprang. »Die Gemeinde Hemmoor ist eine Bastion in diesem Landkreis für Europa«, sagte der Landrat, die Freundschaft, die mit den beiden Partnergemeinden gepflegt werde, werde von allen Bürgern und insbesondere auch der Jugend getragen. Der Landkreis freue sich, eine solche Gemeinde zu haben, die nunmehr durch diese Auszeichnung auch erfahre, daß dieses auch im Europarat die gebührende Anerkennung finde.

Für die Zukunft sei wichtig, daß wir im Denken und Handeln europäisch werden. Die Kraft, die ein vereintes Europa im weltpolitischen Gefüge haben könne, hänge vor allem davon ab, wie stark der europäische Einigungsgedanke im Bewußtsein der Bevölkerung verankert sei. Deshalb halte er es für dringend erforderlich, in den Bestrebungen nicht nachzulassen, in allen Schichten der Bevölkerung den Einigungsgedanken weiter voranzutreiben.

Kritisch merkte der Landrat an, in dem Bewußtsein vieler Europäer gleiche Europa politisch noch einem Dinosaurier, nämlich groß, träge und unbeweglich. Es werde von wirtschaftlichen Impulsen getrieben, nicht aber von politischen Kräften gelenkt. Das müsse sich ändern, Europa dürfe nicht in der Bürokratie der Subventionen ersticken.“Wir alle sind aufgerufen, die europäische Idee weiterzutragen, insbesondere in die Herzen unserer Jugend“,sagte Martin Steffens. Er wünsche sich, daß die Verleihung der Europafahne an Hemmoor eine Initialzündung für weitere Gemeinden dieses Landkreises werden möge. Der Landkreis sei stolz darauf, daß Hemmoor als erste Gemeinde im Landkreis diese Fahne tragen dürfe.

Bürgermeister Herbert Müller überbrachte die Glückwünsche des Rates und der Verwaltung der Samtgemeinde Hemmoor. »Wir sind stolz darauf, daß mit dieser Verleihung unserer Mitgliedsgemeinde Anerkennung gezollt wurde für fast l5jährige Arbeit um die europäische Einigung und um die Freundschaft zwischen den Menschen unserer Städte und Völker.« Müller sagte, die in den drei Gemeinden eingegangene Verpflichtung zur Förderung der europäischen Brüderlichkeit werde von allen sehr ernstgenommen. Die Verschwisterung sei lebendig und viele Menschen seien dadurch Freunde geworden. Die Verleihung der Europafahne an nunmehr alle drei Gemeinden, nachdem sie bereits 1971 Swaffham und 1978 Couhé verliehen wurde, sei nicht nur Auszeichnung für das Geschaffene, sondern für alle auch Verpflichtung, dieses Werk fortzusetzen.

Im Namen der SPD-Landtagsfraktion und der Sozialdemokraten Niedersachsens überbrachte der Vorsitzende Karl Ravens die Glückwünsche. Er sprach von einer Auszeichnung für die Bürger der drei Gemeinden für eine Arbeit, die dazu beitrage, nicht nur Staaten zu vereinen, sondern Menschen zu verbinden.

Er erinnerte daran, daß es in wenigen Monaten 50 Jahre her sei, daß der Nationalsozialismus im Herzen Europas sein Haupt erhob mit den schrecklichen Folgen. Hier jedoch hätten Menschen zueinander gefunden, aus deren Begegnungen, trotz aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die Grundlage für ein vereintes Europa werden könne. Man habe nach 1945 aus der bitteren Not gelernt, daß dieses Europa nur dann leben könne, wenn es in Frieden miteinander lebe.

Die Menschen, die miteinander in Städten und Gemeinden, Vereinen und Verbänden über die Grenzen hinweg für Verständigung und Verständnis um den europäischen Gedanken werben und sorgen, brauchten auch einmal Anerkennung für ihre Arbeit, das gebe neuen Auftrieb und mache bewußt, daß jeden Tag neu um Europa gerungen werden müsse.

Europäische Einigung erfordert große Anstrengungen

Der Vorsitzende des Innenausschusses des Landtages, Dieter Dieckhoff, betonte auch namens der CDU-Landtagsfraktion: »Wir brauchen eine Politik, die von einem breiteren und tieferen Verständnis des Menschen ausgeht, die anerkennt, daß der Mensch nicht nur materielle Bedürfnisse hat, sondern zunehmend auch gravierende psychische und ideelle Erwartungen an die Politik richtet.«

Es sei eine der großen Aufgaben unserer Generation, die europäische Einheit voranzubringen. Viele vorausschauende Kommunalpolitiker hätten dieses erkannt und entsprechend gehandelt, das gelte auch für die Gemeinde Hemmoor. Unabhängig von wechselnden Mehrheitsverhältnissen im Rat sei man sich stets einig über die Bedeutung und Wichtigkeit des Beitrages zur Völkerverständigung gewesen. Die europäische Einigung erfordere erhebliche Anstrengungen. Alle müßten mit dazu beitragen, weil dieses der einzige Weg sei, in einer sich verändernden Weit die Existenz der Völker in Freiheit und Sicherheit langfristig zu gewährleisten.

Für die FDP-Landtagsfraktion zollte der Abgeordnete Rudolf Fischer der Gemeinde Hemmoor Anerkennung und Respekt für Ihr Engagement und ihre Bemühungen um eine bessere Völkerverständigung. Die Idee des vereinten Europas brauche über Hemmoor hinaus einen neuen Schwung der Völker und dürfe nicht erlahmen, vor allem nicht in den auf uns zukommenden schwierigen Zeiten. Die Völker Europas wollten nichts mehr als Frieden in der Welt auf der Grundlage der gegenseitigen Verständigung. Dazu habe die Gemeinde Hemmoor in den letzten 15 Jahren engagiert beigetragen.

Die Glückwünsche des Niedersächsischen Städte- und Gerneindebundes überbrachte der gerade am Tag zuvor wiedergewählte Präsident Udo von Soosten (MdL), gleichzeitig auch im Namen des Rates der europäischen Gemeinden. Die Partnerschaft mit den Städten Couhé-Verac und Swaffham seien nicht auf dem Papier entstanden, sondern in kleinen Schritten, die zum Erfolg führten. Die Verleihung der Europafahne sei ein sichtbares Zeichen der Zusammengehörigkeit und eine Anerkennung des gemeinsamen Willens der Gemeinde Hemmoor und ihrer beiden Partnergemeinden. Die gesamte Gemeinde habe ihren Anteil daran.

In diesem Bemühen sollte man weiter fortfahren. Alle hätten dafür zu sorgen, daß Europa zu einer politischen Einheit werde. Der von den drei Partnergemeinden beschrittene Weg sei der einzig richtige. Mit mehr Menschlichkeit und gegenseitigem Verstehen werde das gesteckte Ziel letztlich auch politisch Erfolg haben, sagte von Soosten.

Neben der Verschwisterung mit Couhé-Verac und Swaffham unterhält die Gemeinde Hemmoor bekanntlich Patenschaften mit drei der sechs Kompanien des Panzergrenadier-Batailions 73 in Altenwalde. »Wir Soldaten Ihres Patenbataillons blicken mit Stolz auf die Gemeinde Hemmoor«, sagte Bataillonskommandeur Oberstleutnant Dietmar Thamm in seinem Grußwort, in dem er die Glückwünsche der 700 Soldaten überbrachte. Er unterstrich das besondere Verhältnis zwischen den Soldaten mit den Bürgern der Patengemeinde und die in zwei Jahrzehnten gewachsene Verbundenheit.

Der Vorsitzende des Verschwisterungsclubs Hemmoor, Albert Pilgrim, erinnerte an die ersten von dem Warstader Bürgermeister Helmut Grube 1967 aufgenommenen Kontakte zur französischen Stadt Couhé, aus der sich später auch die Verschwisterung mit Swaffham ergab. Bereits im ersten Jahr wurden Clubs gebildet mit dem Ziel, die Kontakte unter der Bevölkerung hier und dort zu vertiefen. Albert Pilgrim verwies auf eine zu diesem Festtag herausgegebene Festschrift, in dessen Chronik die Entwicklung der Patenschaften bis zum heutigen Tag beschrieben ist.

»Patenschaft nicht als eine Pflichtübung betrachten«

Pilgrim appellierte an alle Bürger der Gemeinde, die Patenschaft nicht als eine Angelegenheit einiger besonders interessierter Bürger der Gemeinde und nicht als eine Pflichtübung und notwendige Fortsetzung der vor 15 Jahren eingeleiteten Entwicklung anzusehen. Vielmehr sollte man in dieser Verschwisterung mit den französischen und englischen Freunden die ausgezeichnete Möglichkeit sehen, durch Begegnungen das gegenseitige Verständnis füreinander zu fördern. Damit leiste man einen kleinen, aber sehr wichtigen Beitrag zum Frieden unter den Völkern.

Den drei Partnergemeinden sei mit der Verleihung der Europafahne die Krone aufgesetzt worden, sagte im Namen des Verschwisterungsclubs Swaffham Frau Merle Body. Sie betonte, daß durch die Bemühungen aller drei Partnergemeinden Freundschaften geschlossen und das Verständnis untereinander vertieft worden sei.

Daß der 4. September 1982 ein stolzer Tag für seine Gemeinde sei, betonte Bürgermeister Paul Neese (MdL) in seiner Ansprache, in der er allen Rednern den Dank für die ausgesprochenen Glückwünsche zum Ausdruck brachte. Neese erinnerte an die im Juni 1968 mit der Urkundenunterzeichnung in Warstade feierlich besiegelte Ringpartnerschaft zwischen Couhé-Verac, Swaffham und Warstade, ein Jahr später wurden die Verschwisterungsclubs gegründet, denen er bescheinigte, Hervorragendes geleistet zu haben. Neese erinnerte an den jährlichen Jugendaustausch und die alle zwei Jahre stattfindenden offiziellen Treffen. Mit einem Dank an alle, die die Verschwisterung in Frankreich, England und hier mit Leben erfüllt haben, gab er dem Wunsch Ausdruck, daß die Verschwisterung auch in Zukunft gepflegt und ausgebaut, und der begonnene Weg der Freundschaft weiter erfolgreich beschritten werde.

»Möge Gott unseren Städten, unseren Völkern, allen Völkern dieser Erde den Frieden geben und bewahren. Möge unser Land wiedervereint in einem vereinten Europa mit anderen Ländern in Freiheit leben«, sagte der Bürgermeister unter lebhaftem Beifall.

Als Erinnerung an diesen Festtag überreichte er Frau Merle Body, Bürgermeister Wilding, Bürgermeister Senelier, H.Nicoullaud, Herbert Müller und Albert Pilgrim als äußeres Zeichen des Dankes Erinnerungsplaketten. Diese wurden, stellvertretend für alle Ehrengäste, auch an Frau Annemarie van der Werf-Terpstra, Landtagsvizepräsident Kreibohm und Landrat Steffens überreicht.

Die würdige Feierstunde wurde umrahmt mit gesanglichen Darbietungen der gemischten Chöre Basbeck und Westersode, des Kinderchores Westersode, des Blasorchesters der Musikschule Hemmoor und des Musikzuges Osten. Auf dieser von internationalem Charakter geprägten Veranstaltung spielte das Blasorchester der Musikschule unter der Leitung von Dirk Knütel die französische, englische und deutsche Nationalhymne. So mancher hörte an diesem Tag zum ersten Mal das Heimatlied »Mein Hemmoor«, gekonnt dargeboten vom Gemischten Chor Basbeck und Gemischten Chor und Kinderchor »Euphonie« Westersode. Viel Beifall erntete auch die Lamstedter Trachtengruppe mit ihren Volkstänzen zum Ausklang der gelungenen Festveranstaltung.

Der denkwürdige Tag begann am Vormittag mit einem Empfang im Rathaus für die französischen und englischen Freunde. Bei einer Kranzniederlegung am Grab von Helmut Grube gedachte man der besonderen Verdienste des früheren Bürgermeisters und Landrats um die Verschwisterung mit den beiden Patenstädten.

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Verleihungszeremonie
Verleihungszeremonie

Verleihung der Europafahne an Hemmoor

Die drei aktuellen Bürgermeister anläßlich der Verleihungszeremonie. Terry Wilding, Swaffham, Paul Neese, Hemmoor und Roger Senelier, Couhé
Die drei aktuellen Bürgermeister anläßlich der Verleihungszeremonie. Terry Wilding, Swaffham, Paul Neese, Hemmoor und Roger Senelier, Couhé

Sogar Sonderstempel

Sonderstempel_2Eine tragende Persönlichkeit

1981-09

Wie es bei vielen großen Ideen so ist, sie werden oft von Einzelnen Personen getragen und gefördert. Viele Jahre war dies in Swaffham unter anderem Mrs. Merle Boddy, inzwischen leider verstorben. In der Niederelbe Zeitung vom 15.9.1981 gab es ein Kurzportrait von ihr:

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Immer „A very busied woman“

Als 1968 die erste Gruppe von Jugendlichen aus Swaffham nach Hemmoor fuhr, war sie als Begleiterin dabei: Mrs. Merle Boddy, damals noch Lehrerin an der Swaffhamer Schule, interessierte sich sehr für die Verschwisterung und setzte sich als Sekretärin immer dafür ein.

Sie ist seit zwei Jahren pensioniert, doch das ist für sie kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Das Gegenteil ist eher der Fall, man trifft sie immer sehr »busied«, geschäftig, an. Die unvermeidliche Zigarette zwischen den Lippen, läuft sie immer wachsam umher.

Sie selbst war schon oft bei Hemmoorer Familien zu Gast, und in ihrem Haus in Swaffham haben sich auch schon mehr als einmal deutsche Familien oder Jugendgruppen wohlgefühlt. »Einmal hatte ich fünf Jungen, die woanders nicht mehr untergebracht werden konnten, so landeten sie schließlich alle bei mir.«

Was sagt denn ihre Familie dazu? Ihre Kinder sind mittlerweile aus dem Haus, und Mr. Boddy arbeitet in London, so ist er die ganze Woche über nicht zu Hause, und seine Frau hat dadurch sehr viel Zeit, die sie nutzen möchte.

Doch nicht nur für die Verschwisterung sie ihre ganze Energie auf, sie ist Vorsitzende des Jugend-Clubs in Swaffham, ebenso des Vereins geistig Behinderter und ist noch in vielen anderen Vereinigungen — in England gibt es sehr viele davon — tätig und engagiert sich auch sehr für die örtliche Labour Party.

Obwohl ihr alles sehr viel Spaß macht und sie auch ein Typ ist, der nicht stillsitzen kann, will sie doch demnächst etwas kürzer treten. Seit Beginn der Partnerschaft zwischen den drei Gemeinden war sie Exchange Sekretary, hat also immer alles, was mit dem Austausch in Verbindung stand, geregelt, sodaß die auch so ziemlich als einzige Bescheid über alles weiß. Deshalb ist sie momentan auf der Suche nach einem Nachfolger, den sie in aller Ruhe einarbeiten kann.

Warum hat sie sich so für die Verschwisterung eingesetzt? Sie meint, daß es nichts Wichtigeres gibt, als die Freundschaft zwischen Ländern, die einmal Krieg gegeneinander geführt haben, zu fördern und zu erhalten. Auch gefällt es ihr, daß in den Twinning-Clubs weder Politik noch Religion eine Rolle spielen. Sie selbst freilich spielt schon eine Rolle in der örtlichen Politik. Sie ist Mitglied des Rates, vor zwei Jahren war sie sogar Bürgermeisterin.

In dieser Eigenschaft war sie vor zwei Jahren auch in Hemmoor. Damals sprach sie ein sehr schönes Bild aus, das die Verschwisterung charakterisiert. Sie nannte die drei Schwestergemeinden »Drillinge, der Vater heißt Freundschaft, die Mutter Frieden«. In diesem Sinne wird sie wohl noch so einige Male ihre Kollegen und Freunde im Ausland besuchen.

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1977-10

Die Dreierverschwisterung ist jetzt 10 Jahre alt geworden. Es gab eine würdige Gedenkfeier in Couhé.

Ein französischer Zeitungsartikel dazu begann mit den Worten:

„Vor 10 Jahren ‚war einmal…‘ ein kleines Städtchen, dessen Mauern sich in den Wassern der Dive spiegelten, das davon träumte, zu reisen und sich mit einem ‚borrow‘ über dem Ärmelkanal, einer ‚Burg‘ über den Rhein zu verbinden“. …Vor  10 Jahren wollte Couhé mit seinen damaligen Stadtvätern dieses Verhältniswort ‚über‘ wegfallen lassen.“

Man war stolz auf das Erreichte. Freundschaften entstanden, Jugendliche wurden hin und her empfangen, um die jeweils andere Kultur kennenzulernen. Man hegte den Wunsch, dass die „nächsten 10 Jahre sich genau so gut entwickeln mögen, wie die vergangenen 10“. Ein Redner anlässlich des Festaktes, M. Chaussebourg rief sogar aus: „Couhé-Verac ist heute Abend die Hauptstadt des Europas der Verschwisterungen“.

Und welch schöne Worte des Abschieds am Ende des Aufenthaltes durch Bürgermeister M. Roger Senelier: „Es gibt keine gute Vereinigung, die nicht auseinandergeht, aber nur zu einem Wiedersehen, meine Brüder! …“

Aus der Arbeit des Vereins

1972-05

An dieser Stelle kann nicht über die Arbeit der vergangenen Jahre berichtet werden. Als repräsentativ kann ein Bericht über die jährliche Mitgliederversammlung gelten, über die die Niederelbe-Zeitung vom 8.5.1972 wie folgt berichtete:


 Umfangreiches Jahresprogramm

für die Völkerverständigung

Verschwisterungs-Club erwartet bessere Mitgliederentwicklung

wz HEMMOOR. Kürzlich fand die Jahresversammlung des Verschwisterungs-Clubs Hemmoor in der Gaststätte Ohl im Ortsteil Warstade statt. Von den zu zwei Dritteln erschienenen Mitgliedern berichtete Vorsitzender Helmut Grube über die im Laufe des verflossenen Jahres durchgeführten Maßnahmen und würdigte dabei im einzelnen noch einmal das Austauschprogramm 1971, die Einweihung der Europa-Fahne in Swaffham, den Pfingstbesuch der Fußballer in Romagne und bedankte sich insbesondere bei dem geschäftsführenden Vorsitzenden Albert Pilgrim für die geleistete Arbeit.

Den Kassenbericht erstattete Frau Groll. Für die Kassenprüfer stellte Herbert Töpper fest, daß alles in Ordnung sei.

• Die anstehenden Neuwahlen standen unter der Leitung des ältesten Vereinsmitgliedes Herbert Töpper. Zum Ersten Vorsitzenden wurde MdL Helmut Grube einstimmig wiedergewählt. Zweiter Vorsitzender und Geschäftsführer bleibt Rektor Albert Pilgrim. Als Kassenwartin wird Frau Groll von Frau Weritz abgelöst. Für die Öffentlichkeitsarbeit zeichnet weiterhin Dietmar Weritz verantwortlich. Die Mitglieder Uhlmann und Rockmann erklärten sich bereit, bei der Schriftführung mit England und Frankreich behilflich zu sein.

Als koordinierender Beamter zwischen der Gemeinde und dem Verschwisterungs Club fungiert Gemeindedirektor Töpper obligatorisch als Beisitzer. Dazu kommen noch Bürgermeister Herbert Müller und Ratsherr Otto Peschel als Vorsitzender des Jugend- und Patenschaftsausschusses der Gemeinde.

Der geschäftsführende Vorsitzende Albert Pilgrim berichtete sodann ausführlich über das Programm für 1972. Dabei gilt für Frankreich, daß, immer wenn Fußballer fahren, Jugendliche zum Gegenbesuch kommen. In diesem Jahr ist eine französische Besuchergruppe in der Zeit vom 10. bis zum 15. Mai in Hemmoor. Eine deutsche Jugendgruppe aus Hemmoor fährt in der Zeit vom 24. Juli bis zum 6. August nach Frankreich und eine weitere in der Zeit vom 27. Juli bis zum 8. August nach England. In England treffen sich wie 1971 wieder französische, deutsche und englische Jugendliche.

• Zu ihrem Gegenbesuch kommen die englischen Jugendlichen in der Zeit vom 18. bis zum 28. August nach Hemmoor,

• Inzwischen sind in den vergangenen Jahren bislang 160 deutsche Teilnehmer nach England oder Frankreich und 150 von dort nach hier gefahren.

Die Finanzierung der Vorhaben ist auch deshalb gesichert, weil, wie in den vergangenen Jahren, Gemeinde, Kreis und Land die Austauschprogramme finanziell unterstützen.

• Pilgrim ging dann ausführlich auf den Besuch der französischen Fußballgruppe vom 10. bis zum 15. Mai ein. Er sagte, daß die Quartierfrage und die Unterbringung in Privatquartieren gesichert seien. Betreuung und Programmgestaltung für die Franzosen erfolgen in Zusammenarbeit zwischen Sportverein und Verschwisterungs-Club. Die Franzosen treffen voraussichtlich am Mittwoch gegen Mittag in Hemmoor ein und werden dann in ihre Quartiere geleitet.

• Am Donnerstag, dem 11. Mai, ist nachmittags um 15.30 Uhr ein Fußballspiel auf den Sportanlagen am Gymnasium zwischen Romagne-Sportiv und der ersten Mannschaft des TSV „Eiche“ Warstade vorgesehen. Am Abend veranstaltet der TSV „Eiche“ dann mit den 38 Gästen einen Tanzabend, zu dem alle Vereinsmitglieder und Quartiergeber eingeladen sind.

• Am Freitag, dem 12. Mai, ist nachmittags eine Kreisrundfahrt geplant. Da die Gäste vorwiegend aus der Landwirtschaft kommen, ist auch die Besichtigung eines landwirtschaftlichen Betriebes vorgesehen. Um 20 Uhr beginnt der Abend des Verschwisterungs-Clubs. Hier werden die Gäste noch einmal offiziell in Hemmoor begrüßt. Der weitere Verlauf ist dann der Geselligkeit gewidmet. Am Sonnabend sind die Franzosen den ganzen Tag in Hamburg und werden erst gegen 19 Uhr zurückerwartet. Am Sonntag spielt die Fußballauswahl von Romagne-Sportiv um 15.30 Uhr auf den Sportanlagen vom Gymnasium noch einmal gegen die zweite Mannschaft des TSV „Eiche“ Warstade. Damit endet ein umfangreiches Programm, und die Franzosen werden am 15. Mai vormittags die Patengemeinde Hemmoor wieder verlassen.

Der Verschwisterungs-Club hofft und erwartet, daß Hemmoor ganz und gar im Zeichen des Besuchs der französischen Gäste stehen wird und läßt seinerseits nichts unversucht, den Gästen einen Interessanten Deutschlandaufenthalt zu bieten.

Unter Punkt „Verschiedenes“ kam noch die Frage der Unfallversicherung und des Versicherungsschutzes für Fahrtengruppen überhaupt zur Sprache. Im Anschluß daran führte Lehrer Brewes seine Lichtbilder über den Besuch deutscher Gruppen in Swaffham (England) und Couhé (Frankreich) vor.

Der Verschwisterungs-Club steht der Mitgliederbewegung ein wenig ratlos gegenüber. Man bedauert es, daß der Mitgliederzuwachs im Verhältnis zur Tätigkeit des Clubs so gering ist und weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß der geschäftsführende Vorsitzende, Rektor Pilgrim, jederzeit Anmeldungen entgegennimmt.

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Swaffham erhält Europafahne

Swaffham konnte am 2.9.1971 die Europafahne entgegennehmen, die der Europarat der Stadt ehrenhalber verlieh.
Swaffham konnte am 2.9.1971 die Europafahne entgegennehmen, die der Europarat der Stadt ehrenhalber verlieh.
Monsieur Valleix übergibt Mr. Ison die Fahne.
Monsieur Valleix übergibt Mr. Ison die Fahne.

Vereinsgründung

1969-03

Es wird ein Verein zur Unterstützung der Verschwisterung gegründet. Er nennt sich Verschwisterungsklub Hemmoor e. V.Satzung des Vereins Verschwisterungsklub Hemmoor

Satzung des Vereins Verschwisterungsklub Hemmoor

§ 1

Der Verein führt den Namen Verschwisterungsklub Hemmoor, hat seinen Sitz in Hemmoor und ist in das Vereinsregister des Amtsgerichts Otterndorf eingetragen.

Gründungstag ist der 13. März 1969.

§ 2

Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. Zweck des Vereins ist es, die Freundschaftsverhältnisse zwischen den Partnerstädten Hemmoor, Couhé (Frankreich) und Swaffham (England) auszubauen und zu festigen, enge Beziehungen zwischen den Bürgern der Partnerstädte zu schaffen und durch regelmäßige gegenseitige Besuche zu pflegen sowie für einen Geist gegenseitigen Verständnisses zwischen den drei Partnerstädten zu sorgen und dadurch einen Beitrag zur Völkerverständigung und zum Frieden zu leisten.

Der Verein ist politisch und religiös neutral. Er ist selbstlos tätig und verfolgt keine eigenwirtschaftlichen Zwecke. Die Mittel des Vereins dürfen nur für satzungsgemäße Zwecke verwendet werden. Die Mitglieder erhalten keine Zuwendungen aus Mitteln des Vereins. Es darf keine Person durch Ausgaben, die dem Zweck des Vereins fremd sind oder durch unverhältnismäßig hohe Vergütungen begünstigt werden.

§ 3

Die Mitgliedschaft zum Verein kann jede natürliche und auch juristische Person durch Beitrittserklärung erwerben, sofern sie sich zur Beachtung dieser Satzungsbestimmungen durch Unterschrift verpflichtet. Für Minderjährige ist die nach dem BGB erforderliche Erklärung des gesetzlichen Vertreters maßgebend.

Jedes Mitglied ist verpflichtet, die in der durch die Mitgliederversammlung beschlossenen Beitragsordnung bestimmten Beträge zu zahlen.

§ 4

Die Mitgliedschaft endet:
a) durch Tod;
b) durch Austritt aufgrund einer an den Vorstand gerichteten schriftlichen Erklärung,
c) durch Ausschluß aus dem Verein aufgrund eines Vorstandsbeschlusses.

§ 5

Ein Ausschluß aus dem Verein kann erfolgen, wenn ein Mitglied in grober Weise gegen die ihm nach dieser Satzung obliegenden Pflichten verstößt.

Die Ausschlußentscheidung ist dem Betroffenen mittels Einschreibebrief unter Mitteilung der Gründe zuzustellen. Gegen die Entscheidung kann innerhalb von zwei Wochen nach erfolgter Zustellung ein Antrag auf Überprüfung bei der Mitgliederversammlung gestellt werden, die endgültig entscheidet.

§ 6

Organe des Vereins sind:
1) die Mitgliederversammlung,
2) der Vorstand.

§ 7

Oberstes Organ des Vereins ist die Mitgliederversammlung, die einmal jährlich als Jahreshauptversammlung stattfindet. Ihr obliegt die alleinige Beschlußfassung über die Entlastung des Vorstandes, die Wahl von Vorstandsmitgliedern und Kassenprüfern. Der Mitgliederversammlung steht die Entscheidung in allen Vereinsangelegenheiten
– insbesondere über die Richtlinien der Vereinsarbeit – zu, soweit nicht satzungsgemäß der Vorstand zuständig ist.

Eine Mitgliederversammlung wird durch den Vorsitzenden schriftlich unter Einhaltung einer Frist von zwei Wochen einberufen. Die Einberufung erfolgt unter Beifügung einer Tagesordnung.

§ 8

Der Vereinsvorstand besteht aus:
1) dem 1. Vorsitzenden,
2) dem 2. Vorsitzenden,
3) dem Schatzmeister,
4) zwei Beisitzern,
5) einem Vertreter der Stadtverwaltung Hemmoor.

Die Mitglieder des Vorstandes werden auf der Jahreshauptversammlung für die
Dauer von vier Jahren gewählt. Wiederwahl ist unbegrenzt zulässig. Vorstand im
Sinne des § 26 BGB ist der 1. Vorsitzende gemeinsam mit dem 2. Vorsitzenden
oder dem Schatzmeister.

Der Vorstand führt die Geschäfte des Vereins nach den Vorschriften dieser Satzung und nach Maßgabe der durch die Mitgliederversammlung gefaßten Beschlüsse.

Der 1. Vorsitzende beruft den Vorstand mit einer Frist von drei Tagen zu einer Sitzung ein.

§ 9

Mitgliederversammlungen sind unabhängig von der Anzahl der erschienenen Vereinsmitglieder in jedem Fall beschlußfähig, während die Beschlußfähigkeit des Vorstandes nur gegeben ist, wenn mindestens die Hälfte der Vorstandsmitglieder anwesend sind. Sämtliche Beschlüsse werden mit einfacher Mehrheit gefaßt; bei Stimmengleichheit gilt ein Antrag als abgelehnt. Auf Antrag ist eine Abstimmung geheim durchzuführen.

Über sämtliche Versammlungen ist ein Protokoll zu führen und vom Protokollführer zu unterzeichnen.

§ 10

Zur Beschlußfassung über Satzungsänderungen ist eine 3/4 Mehrheit, über die Vereinsauflösung eine Mehrheit von 4/5 der erschienenen stimmberechtigten Mitglieder erforderlich.

Bei Auflösung oder Aufhebung des Vereins oder bei Wegfall seines bisherigen Zwecks ist das Vermögen zu steuerbegünstigten Zwecken zu verwenden. Beschlüsse über die künftige Verwendung des Vermögens, über das die Mitgliederversammlung mit 3/4 Mehrheit entscheidet, dürfen erst nach Einwilligung des Finanzamtes ausgeführt werden.

Hemmoor, den 6. Juni 1991

gezeichnet 16 Unterschriften

Bestätigung der Verschwisterung

1968-05

Am 16.5.1969 kamen die drei verschwisterten Gemeinden wieder zusammen. Diesmal war ein Partner jedoch nicht mehr die Gemeinde Warstade, sondern die Gemeinde Hemmoor, die aus einer Zusammenlegung von Basbeck, Warstade, Hemmoor, Westersode, Heeßel und Hemm entstanden war.

Man traf sich in Swaffham, um noch einmal die Verschwisterungsurkunde zu unterzeichnen, und zwar durch die Bürgermeister Mr. Ison (Swaffham), Mlle. Fillon (Couhé) und Herbert Müller (Hemmoor).

Verbruederungseid_2_3Verschwisterungsurkunde Hemmoor-Couhé

Der Verbrüderungseid

Wir, Maires de Warstade et de Couhé, Vice-Präsidentin der Region Couhé.

Die durch freie Wahl unserer Mitbürger gewählten Bürgermeister,

          In der Gewissheit, den höchsten Bestrebungen und den wahren Bedürfnissen der Bevölkerung, mit der wir in täglicher Beziehung stehen und deren Interessen wir zu wahren haben, zu entsprechen

          im Bewusstsein, dass die westliche Kultur ihre Wiege in unseren alten Gemeinden hatte und dass der Geist der Freiheit zunächst in den „Freimachungsurkunden“ geschrieben stand, die sie nach langem Bestreben erlangen konnten;

          in Anbetracht der Notwendigkeit, das Werk der Geschichte in einer erweiterten Welt fortzusetzen, dass aber diese Welt nur wahrhaft menschlich ist, wenn Menschen frei in freien Städten leben können,

verpflichten uns am heutigen Tage feierlich:

  • die ständigen Bande zwischen den Stadtverwaltungen unserer Städte zu bewahren, auf allen Gebieten den Austausch ihrer Einwohner zu unterstützen und durch eine bessere gegenseitige Verständigung das wache Gefühl der europäischen Brüderlichkeit zu fördern,

  • unser Bestreben zu vereinigen, um mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zum Erfolg dieses notwendigen Werkes des Friedens und des Wohlstandes beizutragen, zu Europäischen Einheit.

Fait à Couhé, den 29 octobre 1967

Le maire de Warstade               Le maire de Couhé

gez. Helmut Grube (LS)              (LS) gez. H. A. Fillon

Übergang der Verschwisterung auf die Gemeinde Hemmoor

Per 1.7.1968 fand der Zusammenschluss von Warstade und den umliegenden Gemeinden zur neuen Gemeinde Hemmoor statt. Die Gemeinde Hemmoor ist seit diesem Zeitpunkt Träger der Verschwisterung.

Vorbereitung der Verschwisterung

Verbrüderungseid Swaffham – Warstade

5.6.1968

Bei dem Besuch der Warstader in Couhé war auch ein Repräsentant der englischen Gemeinde Swaffham zugegen, und man nährte die Idee, doch aus der bereits bestehenden Verschwisterung zwischen Couhé und Swaffham und der geplanten Partnerschaft zwischen Couhé und Warstade eventuell einen „Dreierbund“ zu schließen.

So sollte es sein! Am 5.6.1968 traf sich eine Delegation aus Swaffham mit Vertretern aus Warstade und es wurde der entsprechende Verbüderungseid unterzeichnet.

Der Bürgermeister von Swaffham, Mr. Perkins, und Bürgermeister Helmut Grube -MdL- in Warstade, anlässlich der Unterzeichnung der Verschwisterungsurkunde.
Der Bürgermeister von Swaffham, Mr. Perkins, und Bürgermeister Helmut Grube -MdL- in Warstade, anlässlich der Unterzeichnung der Verschwisterungsurkunde.

Die Niederelbe-Zeitung veröffentlichte am 6.6.1968 folgenden passenden Kommentar, den Herr Hans Lefevre verfasste:

Couhé – Swaffham – Warstade

Freundschaft unter Völkern

„Wildgänse rauschen durch die Nacht, mit schrillem Schrei nach Norden. Unstete Fahrt habt acht, habt acht, die Welt ist voller Morden.“ Vor fünfzig Jahren klang dieses Lied von Walter Flex auf, als sich Franzosen, Engländer und Deutsche in den Schützengräben Flanderns gegenüberstanden. Und kaum dreißig Jahre ist es her, daß dieses Lied wieder erscholl, als die Söhne der Soldaten des ersten großen Weltkrieges in einem noch gigantischeren Waffengang ihr Leben und ihre Gesundheit einsetzten.

Aus den Trümmern dieses zweiten großen Krieges aber stieg ein neuer Geist auf, der Geist der Versöhnung. Noch ist die Welt wie einst voller Morden auf zahlreichen Kriegsschauplätzen. Noch beherrscht eine große Unruhe die Menschen in vielen Teilen der Erde. Aber allenthalben beginnt auch die Erkenntnis Raum zu gewinnen, daß Menschsein mehr ist, als sich um äußerer Erfolge willen auszurotten. Und über den Nationen steht der große Wunsch, Leid, Not und Trauer durch Frieden, Freude und Glück zu überwinden.

Die Zeit des eigensüchtigen Nationalismus ist vorüber. Die Menschen der verschiedenen Nationen und Kontinente sind sich infolge der neuen technischen Verkehrsmittel nähergerückt. Dort, wo die Freiheit regiert, sind Grenzen nicht mehr unüberwindliche Hindernisse Viele Völker Europas streben zueinander. Sie haben im Laufe der Jahrhunderte, aufbauend auf den Schöpfungen der Antike, der Menschheit eine Fülle an geistigen und kulturellen Werten beschert. Dennoch flackerte unter ihnen immer wieder die zerstörende Zwietracht auf, sei es aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus oder zur Befriedigung des Ehrgeizes eines Regenten.

So ist es als ein beglückendes Zeichen zu werten, daß sich auf der untersten Ebene des Gemeinwesens Frauen und Männer in drei Nationen bereit fanden, verbindende freundschaftliche Bande zwischen ihren Orten zu knüpfen. Sie alle haben die Schrecken der Kriege erlebt und wissen um seine Folgen. Was sich im letzten Jahr bei dem Besuch der Gäste aus Couhé-Verac in Warstade, hernach in der französischen Stadt und im Frühjahr in der englischen Stadt Swaffham bei dem Besuch der Warstader Abordnung und nun gestern wieder in Warstade selbst gemeinsam mit den englischen Gästen darstellte, das kann ein Grundstein für die Freundschaft innerhalb Europas werden.

Infolge der gegenwärtigen innerpolitischen Auseinandersetzungen war es der französischen Abordnung nicht möglich, am gestrigen Fest teilzunehmen. Dennoch fühlten sich alle, die dabei waren, mit ihnen verbunden. Die Nationalflaggen der drei Nationen zierten die Stirnwand des Raumes und stehend vernahm die Festversammlung die drei Nationalhymnen. In diesen Augenblicken zog durch die kleine Gemeinde der Hauch der großen Politik.

Was man gestern abend in der Warstader Schützenhalle erlebte, das war kein förmlich-steifer Staatsakt unter Diplomaten, sondern vielmehr, getragen vom ernsten Hintergrund, ein frohes, volkstümliches Beisammensein. Die Hochzeitssuppe schmeckte, Köm und Bier lockerten die Stimmung, die Musik ließ ihre Weisen wie bei einem heimatlichen Volksfest erklingen und die Lamstedter Trachtengruppe bot
mit ihren Tänzen altes ländliches Brauchtum.

Couhé – Swaffham – Warstade! Große Politik in drei kleinen Orten aus drei Nationen. Einst waren die Menschen aus diesen Gemeinden Gegner im harten Ringen auf Leben und Tod. Jetzt sitzen sie fröhlich an einem Tisch, lachen und erzählen von sich und ihrer Heimat. Das Beispiel dieser drei Gemeinden sollte Schule machen. So könnte man vielleicht ein neues Europa schaffen, daß sich in der Geschlossenheit seiner Aufgabe in der Welt bewußt ist. Politik braucht nicht nur mit dem kalten, nüchternen Verstand gemacht zu werden, sie wird besser, wenn auch das Herz mitspricht. — Hans Lefevre

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Erstes Kennenlernen von Couhé

1967

Die Niederelbe-Zeitung vom 2.6.1967 berichtete über den ersten Besuch von Warstadern in Couhé. Nach diesem ersten Kennenlernen einigte man sich auf einen Gegenbesuch am 3. Juli 1967.

Das erste Mal kommt also eine Abordnung aus Couhé nach Warstade. Man will einen Termin für die Gründung der Partnerschaft festlegen. Damals erschien folgender Artikel in der Niederelbezeitung (genaues Datum nicht mehr bekannt):

Erstmalig in diesem Raum erlebt 
Deutsch-französische Ortsverschwisterung 
Abordnung der Stadt Couhé wurde gestern in Warstade festlich empfangen
 

Gestern während des Empfanges der Ratsabordnung aus Couhé im Gasthaus Ohl in Warstade. Frau Bürgermeisterin Marie-Antoinette Fillon und Bürgermeister MdL Helmut Grube. Dahinter stehend, unser ta-Redaktionsmitglied Elisabeth Ahlborn, die von Frau Bürgermeisterin Fillon und Bürgermeister Grube im Namen ihrer Ratsvertretungen zu den Verschwisterungsfeiern in Couhé und Warstade eingeladen wurde. (Foto: hl)
Gestern während des Empfanges der Ratsabordnung aus Couhé im Gasthaus Ohl in Warstade. Frau Bürgermeisterin Marie-Antoinette Fillon und Bürgermeister MdL Helmut Grube. Dahinter stehend, unser ta-Redaktionsmitglied Elisabeth Ahlborn, die von Frau Bürgermeisterin Fillon und Bürgermeister Grube im Namen ihrer Ratsvertretungen zu den Verschwisterungsfeiern in Couhé und Warstade eingeladen wurde. (Foto: hl)

hl WARSTADE. Es war ein geschichtlicher Augenblick gestern abend im Gasthaus Ohl, als sich die Ratsvertretungen der französischen Stadt Couhé und der Gemeinde Warstade gegenübertraten. Geschichtlich deshalb, weil hier auf der unteren Ebene der kommunalen Verwaltung Kontakte geschlossen wurden, die allein vom Menschlichen und nicht vom Zweckmäßigen bestimmt sind. So wurde der Handschlag zwischen Frau Bürgermeisterin Marie-Antoinette Fillon und Bürgermeister MdL Helmut Grube auch mehr als eine übliche Begrüßung. Die Anwesenheit von Oberkreisdirektor Büning unterstrich die Bedeutung dieser Zusammenkunft, in der herzliche Worte gesprochen und kleine Gastgeschenke ausgetauscht wurden. Heute werden sich die Vertreter der Stadt Couhé die Gemeinde Warstade ansehen und einen Termin für die offizielle Verschwisterung beider Gemeinden festlegen.

Die Stadt Couhé liegt an der Straße Paris-Bordeaux, etwa 30 Kilometer südlich von Poitiers und 60 Kilometer vom Atlantik entfernt. Sie zählt rund 2300 Einwohner und ist mit zehn Gemeinden auf der Ebene eines gemeindlichen Zusammenschlusses verbunden, so daß insgesamt etwa 9000 Einwohner erfaßt werden. Neben der Volksschule und dem Gymnasium gibt es einige Sportstätten, darunter einen Flugplatz für Sportfiieger sowie etliche Industriebetriebe. Bekannt in diesem Raum sind die Märkte. Bürgermeisterin Frau Marie-Antoinette Fillon ist Studienrätin am Gymnasium.

Eibe Abordnung der Gemeinde Warstade unter Führung von Bürgermeister Grube hatte bereits vor einigen Monaten, wie damals berichtet, die Stadt Couhé besucht und war dort sehr herzlich empfangen worden. An der Begrüßung in Couhé hatte auch der dort zuständige Souspräfekt teilgenommen, dessen Amtsbereich etwa dem des Oberkreisdirektors entspricht. Beide Ratsabordnungen bekannten sich einstimmig zu einer Verschwisterung ihrer Gemeinden, um auf der kommunalen Ebene einen Grundstein für eine dauerhafte Verständigung ihrer Völker und für menschliche Kontakte untereinander zu legen.

Gestern traf nun der Gegenbesuch aus Couhé in Warstade ein. Während die Ratsmitglieder der Abordnung im Kraftwagen die Reise — rund 1500 Kilometer — zurücklegten, nahm die Bürgermeisterin den „Parsifal“, den einmal täglich zwischen Paris und Hamburg verkehrenden Schnellzug, der die Entfernung in knapp zehn Stunden durchmißt. Ratsherr Rektor Pilgrim hatte sich am Nachmittag zur Begrüßung auf dem Hamburger Bahnhof eingefunden. Hier trafen sich auch die anderen Mitglieder der Abordnung zur Weiterfahrt nach Warstade.

Im Gasthaus Ohl hatten sich derweil die Warstader Ratsmitglieder eingefunden, zu denen sich Oberkreisdirektor Büning, Kreisoberinspektor Grundei, dem der allgemeine internationale Jugendaustausch obliegt, sowie der Leiter des Gymnasiums Warstade, Oberstudienrat Wittneben, sein Stellvertreter, Oberstudienrat Braun, und die Oberstudienräte Frau Franke und Sautmann gesellten.

Bürgermeister Helmut Grube drückte zur Begrüßung seine Freude über den Besuch aus und betonte, daß man im Rat der Stadt Couhé aus den gleichen Beweggründen wie im Warstader Rat einstimmig den Beschluß zur Verschwisterung gefaßt habe. Er dankte nochmals für die gastliche Aufnahme damals in der französischen Stadt und wünschte, daß aus der engen Verbundenheit der Gemeinden über die Grenzen hinweg die Freundschaft unter den Völkern gefestigt werden müsse. Das könne nur von unten her durch menschliche Kontakte geschehen. Bei dem Festball anläßlich des Europäischen Gemeindetages in Berlin habe er von vielen Bürgermeistern französischer Städte und Dörfer diese Auffassung gehört.

Wenn die Stadt Couhé einen Zusammenschluß mit zehn anderen Gemeinden habe, so sagte Grube weiter, so strebe Warstade ja auch den Zusammenschluß mit den Nachbargemeinden an. Diese Verschwisterung würde dann selbstverständlich, Frau Fillon bestätigte es lebhaft, auf diese größere Gemeinde übergehen. Grube schloß seine Ausführungen mit dem Wunsch, daß die Freundschaft beider Völker durch die Gemeinschaft beider Gemeinden gefördert werde, und er leerte sein Glas mit den besten Wünschen für die Gesundheit der Bürgermeisterin und ihres Stadtrates. Anschließend verteilte er kleine Gastgeschenke.

Tief bewegt zeigte sich Frau Marie-Antoinette Fillon über die Begrüßung und den festlichen Rahmen dieses Empfanges. Auch sie betonte den Wert der Freundschaft über die Grenzen hinweg und bekannte sich aus vollem Herzen zu der Verschwisterung. Durch gegenseitige Besuche, den Austausch von Jugendgruppen, ob sportlich oder musisch, und eine ständige Fühlungnahme könne diese Freundschaft vertieft werden. Mit den besten Wünschen für die Gemeinde Warstade schloß sie ihre Ausführungen und verteilte dann ebenfalls kleine Geschenke.

Nach festlicher Begrüßung wandte man sich dem prächtig angerichteten und lecker schmeckenden kalten Büfett zu, das Familie Eggers bot. Und dann begann eine muntere Unterhaltung, wobei die Sprachschwierigkeiten gar nicht so sehr ins Gewicht fielen. Munter schwirrten französische, deutsche und englische Worte über die festliche Tafel und so kam man immer zu einer Verständigung. Selbstverständlich löste der Wein die Zungen im Laufe des Abends mehr und mehr.

Heute werden die französischen Gäste sich die Gemeinde Warstade und ihre Umgebung anschauen und darüber mit ihren deutschen Ratskollegen sprechen, wann die offizielle Feier der Verschwisterung sein soll. Morgen gegen Mittag werden sie dann wieder in ihre Heimatstadt zurückkehren. Über das, was sich während dieses Besuches noch ergeben wird, wird hernach berichtet.